Film über das Leben und Arbeiten im Rittergut um 1930






Originalfilm der Familie Zersch.

Spieldauer ca. 10 min in s/w ohne Ton.

Digital aufgearbeitet wurde der Film durch Markus Linnemann am 13.11.2006.

Für das Abspielen des Filmes ist ein Flashplayer und mindestens DSL 1000 erforderlich.





Chronik

Glockenturm

Mühle
Rittergut & Schloss
Rittmeister Zersch
Schule

historische Fotos


Über das Rittergut Hartmannsdorf





Am 01.03.1926 kaufte Rudolf Zersch das Rittergut für 127.150,00 Mark von den Erben der Berta von Schütz. Ihr Gemahl, Hans von Schütz, hatte als Hauptmann des Infanterieregiments 135 im deutsch-französischen Krieg (1870/71) bei Saint Privat den Tod erlitten. Die erst 25 jährige Witwe verlegte ihren Wohnsitz 1871 nach Hartmannsdorf, denn es galt jetzt, möglichst zusammen zu halten, was noch zum Gute gehörte. Folgende Bestandteile waren bereits verkauft: Der Dorfgasthof, auf dem das Gut die Schankgerechtigkeit besaß. Als Pächter saß Wilhelm Bauer darauf Seit 1874 wird Eduard Dreyer als Besitzer genannt, er verkaufte den Gasthof 1890 an Gustav Kirsche und dieser 1893 an Georg Beier. Bis 1870 befand sich hier die Wegegeldeinnahmestelle.

Die Schmiede. Auch sie gehörte ursprünglich zum Rittergut und wurde verpachtet. Doch hat wohl Johann Gottlob Flemming 1. die Schmiede als Eigentum übernommen, von ihm erbte sie 1851 sein gleichnamiger Sohn, Johann Gottlob II., von diesem 1884 sein Sohn Ernst Hermann und 1924 sein Enkel Max Flemming.

Schloss Hartmannsdorf vor Instandsetzung im Jahre 1926
Rittergut vor Instandsetzung und Kauf von Rudolf Zersch im Jahre 1926



Die Mühle, welche ebenfalls zum Gut gehörte und deren Pächter Hermann Müller hieß, ging 1876 durch Kauf in das Eigentum des Luis Prieger über.

Im Jahr 1883
schenkte Berta von Schütz das Gelände neben der Zigelei der Gemeine, welche darauf einen Friedhof errichtete. Bis März 1883 wurden die Toten von Hartmannsdorf in Rauda beerdigt. Am 04. Mai 1883 wurde dann die erste Beerdigung in Hartmannsdorf vollzogen. Es handelte sich um den schwehrhörigen Johann Wilhelm Burger, der von der Eisenbahn bei den Linden auf der Eisenberger Landstraße überfahren worden war.

Das Gelände zum Bau einer Volksschule wurde 1908 der Gemeinde geschenkt.

Blieb also nur noch die Ziegelei im Besitz des Rittergutes. Pächter der Ziegelei war von 1881 bis 1921 Bruno Donnerhag. Kaufangebote von Donnerhag blieben erfolglos. Erst nach dem Tode von Berta von Schütz im Jahr 1921, hat dann Max Donnerhag die Ziegelei gekauft. Damit waren alle Nebenbetriebe des Rittergutes verkauft.


Die Haltestelle "Hartmannsorf" der Eisenbahnlinie Crossen-Hartmannsdorf-Eisenberg befand sich vor dem Gutstor des Rittergutes in etwa in Höhe der heutigen Busshaltestelle.

Die Eisenbahnlinie wurde 1879/80 durch die Firma Pleßner AG gebaut und betrieben Sie verlief von Crossen Hauptbahnhof über Hartmannsdorf, Rauda, Kursdorf bis nach Eisenberg auf der heutigen Landstraße L3007 mitten durch die Orte. Im Jahr 1903 übernahm der preußische Staat die Linie und 1905 erfolgte der Umbau und die Verlegung der Strecke welche 1999 stillgelegt wurde. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Gleisbett ein Radweg.

So hatte doch in diesen Jahrzehnten Hartmannsdorf ein recht anderes Gesicht bekommen und als Berta von Schütz starb, konnte sie nicht ohne einen gewissen Stolz auf ihr Lebenswerk zurückblicken.

Einzug von Rudolf und Luise Zersch in das Herrenhaus vom Rittergut im Jahre 1926



Die verheerende Wirkung der Geldentwertung nach dem 1. Weltkrieg und des allgemeinen völkischen Zusammenbruchs war auch am Rittergut Hartmannsdorf nicht spurlos vorübergegangen, und so bestand bei den Erben der Berta von Schütz überhaupt keine Meinung das ererbte Familiengut zu behalten. Sie waren froh, in dem Mitpächter der Fürstlichen Brauerei Köstritz, Rittmeister Rudolf Zersch, einen Käufer zu finden.



Das Rittergut war durch die Nutzung von Pächtern stark heruntergewirtschaftet, die Felder in sehr schlechtem Zustand und die Gebäude fast dem Verfall nahe, so dass er weit mehr als den doppelten Kaufpreis aufwenden musste, um das Gut wieder in einen ordentlichen Zustand zu versetzen. Zunächst erfolgten bauliche Veränderungen und die Arbeiten in und an den Gebäuden.

Professor Paul Schultze-Naumburg beriet hierbei den neuen Besitzer und schuf mit gewohntem Feingefühl ein Schlösschen, das sich zu einer Perle mitteldeutscher Baukunst gestaltete. Die Arbeiten wurden von Frau Luise Zersch, geb. Richter, mit großer Umsicht und viel Sorgfalt überwacht, und 1928 verlegten sie ihren dauernden Wohnsitz von Bad Köstritz nach Hartmannsdorf.

Der ehemalige Gemüsegarten wurde in einen prächtigen Blumengarten umgewandelt, der 1934 als Abschluß nach dem Raudabache zu eine feste Mauer zum Schutz gegen Überschwemmungen erhielt und mit einer Pergola versehen wurde.


Rittergut nach Instandsetzung und Kauf von Rudolf Zersch im Jahre 1928



Die Parkseite an der Dorfstraße wurde mit einer Bruchsteinmauer abgeschlossen und das am Ende stehende Spritzenhaus mit einer entsprechenden Vorderseite erneuert, so dass das Straßenbild erheblich verschönert wurde. Zum Gemüsegarten wurde ein Feld genommen, das zwischen dem Bache und der Eisenbahnlinie Crossen - Eisenberg gelegen ist. Gleichzeitig wurde im Hofgarten ein neues Wirtschaftsgebäude und an Stelle des alten Brauhauses ein weiteres Wohnhaus in herrlichem thüringischen Fachwerk errichtet. Hier zog dann sein Neffe, Rudolf-Kurt Zersch , mit seiner Frau Gertrud geb. Lüer ein.





Zeitungsbericht über das Rittergut Hartmannsdorf aus den 1930er Jahren


Dazu kamen Käufe zur Vergrößerung des Gutes: im April 1934 wurden 7,5 Hektar vom Rittergut Silbitz käuflich erworben sowie die Wohngrundstücke Sautiert und Voigtsberger die zwischen Rittergut und Mühle gelegen sind.

Weit wichtiger aber sind die Aufbesserungen, die von Jahr zu Jahr immer gewaltigere Ausmaße annahmen. Schon 1927 wurde ein Stamm von 36 Stück Höhenfleckvieh nebst einem Zuchtbullen aus der Schweiz verpflanzt, während gleichzeitig 10 belgische Zuchtstuten in dem vorbildlich ausgebauten Pferdestalle eingesetzt wurden. Im Jahre darauf wurde ein Motorpflug, 1932 ein Lanzstahldreschsatz und 1935 ein Zapfwellenbinder angeschafft.
Auf den Feldern von der Grolle bis zum Galgenberge wurden Viehweiden angelegt, gleichzeitig 22,2 Hektar am Etzdorfer Berge mit 3000 Kirschbäumen bepflanzt.


Außerdem wurden der Kiefernberg und Kluges Feld mit 11 Hektar Wald aufgeforstet, und eine sachgemäße Hege und Pflege des Wildes schuf zur Freude der Ortsbewohner rasch einen ansehnlichen Wildbestand.

Alle diese Verbesserungen bedingten umfangreiche Neubauten von Wirtschaftsgebäuden: 1928 wurden die Feldscheune, die bisher im Hofgarten stand, nach dem Felde am Raudabache verlegt auf den Weiden Melkschuppen gebaut und 1929 der dritte Melkschuppen oberhalb des kleinen Dorfes errichtet. 1932 begann der Betrieb einer eigenen Molkerei. Die zunehmende Pferde- und Viehzahl machte den Ausbau des Schaf- zum Kälberstall und 1934 und 1937 den Neubau von Fohlenschuppen notwendig.






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