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Über das Rittergut Hartmannsdorf
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Am 01.03.1926 kaufte Rudolf Zersch
das Rittergut für 127.150,00 Mark von den Erben der Berta von
Schütz. Ihr Gemahl, Hans von Schütz, hatte als Hauptmann des
Infanterieregiments 135 im deutsch-französischen Krieg (1870/71)
bei Saint Privat den Tod erlitten. Die erst 25 jährige Witwe
verlegte ihren Wohnsitz 1871 nach Hartmannsdorf, denn es galt jetzt,
möglichst zusammen zu halten, was noch zum Gute gehörte.
Folgende Bestandteile waren bereits verkauft: Der Dorfgasthof, auf dem
das Gut die Schankgerechtigkeit besaß. Als Pächter saß
Wilhelm Bauer darauf Seit 1874 wird Eduard Dreyer als Besitzer genannt,
er verkaufte den Gasthof 1890 an Gustav Kirsche und dieser 1893 an
Georg Beier. Bis 1870 befand sich hier die Wegegeldeinnahmestelle.
Die Schmiede. Auch sie gehörte ursprünglich zum Rittergut und
wurde verpachtet. Doch hat wohl Johann Gottlob Flemming 1. die Schmiede
als Eigentum übernommen, von ihm erbte sie 1851 sein gleichnamiger
Sohn, Johann Gottlob II., von diesem 1884 sein Sohn Ernst Hermann und
1924 sein Enkel Max Flemming.
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Rittergut vor Instandsetzung und Kauf von Rudolf Zersch im Jahre 1926
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Die Mühle,
welche ebenfalls zum Gut gehörte und deren Pächter Hermann Müller hieß,
ging 1876 durch Kauf in das Eigentum des Luis Prieger über.
Im Jahr 1883 schenkte Berta von Schütz das Gelände neben
der Zigelei der Gemeine, welche darauf einen Friedhof errichtete. Bis
März 1883 wurden die Toten von Hartmannsdorf in Rauda beerdigt. Am 04.
Mai 1883 wurde dann die erste Beerdigung in Hartmannsdorf vollzogen. Es
handelte sich um den schwehrhörigen Johann Wilhelm Burger, der von der
Eisenbahn bei den Linden auf der Eisenberger Landstraße überfahren
worden war.
Das Gelände zum Bau einer Volksschule wurde 1908 der Gemeinde geschenkt.
Blieb also nur noch die Ziegelei im
Besitz des Rittergutes. Pächter der Ziegelei war von 1881 bis 1921
Bruno Donnerhag. Kaufangebote von Donnerhag blieben erfolglos. Erst
nach dem Tode von Berta von Schütz im Jahr 1921, hat dann Max Donnerhag
die Ziegelei gekauft. Damit waren alle Nebenbetriebe des Rittergutes
verkauft.
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Die Haltestelle "Hartmannsorf" der Eisenbahnlinie Crossen-Hartmannsdorf-Eisenberg befand sich vor dem Gutstor des
Rittergutes in etwa in Höhe der heutigen Busshaltestelle.
Die
Eisenbahnlinie wurde 1879/80 durch die Firma Pleßner AG gebaut und betrieben Sie verlief
von Crossen Hauptbahnhof über Hartmannsdorf, Rauda, Kursdorf
bis
nach Eisenberg auf der heutigen Landstraße L3007 mitten durch die
Orte. Im Jahr 1903
übernahm der
preußische Staat die
Linie und
1905 erfolgte der Umbau und die Verlegung der Strecke welche 1999
stillgelegt wurde. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Gleisbett ein
Radweg.
So hatte doch in diesen Jahrzehnten Hartmannsdorf ein recht anderes
Gesicht bekommen und als Berta von Schütz starb, konnte sie nicht ohne
einen gewissen Stolz auf ihr Lebenswerk zurückblicken.
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Einzug von Rudolf und Luise Zersch in das Herrenhaus vom Rittergut im Jahre 1926
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Die
verheerende Wirkung der Geldentwertung nach dem 1. Weltkrieg und des
allgemeinen völkischen Zusammenbruchs war auch am Rittergut
Hartmannsdorf nicht spurlos vorübergegangen, und so bestand bei den
Erben der Berta von Schütz überhaupt keine Meinung das ererbte
Familiengut zu behalten. Sie waren froh, in dem Mitpächter der
Fürstlichen Brauerei Köstritz, Rittmeister Rudolf Zersch, einen Käufer
zu finden.
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Das
Rittergut war durch die Nutzung von Pächtern stark
heruntergewirtschaftet, die Felder in sehr schlechtem Zustand und die
Gebäude fast dem Verfall nahe, so dass er weit mehr als den doppelten
Kaufpreis aufwenden musste, um das Gut wieder in einen ordentlichen
Zustand zu versetzen. Zunächst erfolgten bauliche Veränderungen und die
Arbeiten in und an den Gebäuden.
Professor Paul Schultze-Naumburg beriet hierbei den neuen Besitzer und
schuf mit gewohntem Feingefühl ein Schlösschen, das sich zu einer Perle
mitteldeutscher Baukunst gestaltete. Die Arbeiten wurden von Frau Luise
Zersch, geb. Richter, mit großer Umsicht und viel Sorgfalt überwacht,
und 1928 verlegten sie ihren dauernden Wohnsitz von Bad Köstritz nach
Hartmannsdorf.
Der ehemalige Gemüsegarten wurde in einen prächtigen
Blumengarten umgewandelt, der 1934 als Abschluß nach dem Raudabache zu
eine feste Mauer zum Schutz gegen Überschwemmungen erhielt und mit
einer Pergola versehen wurde.
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Rittergut nach Instandsetzung und Kauf von Rudolf Zersch im Jahre 1928
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Die
Parkseite an der Dorfstraße wurde mit einer Bruchsteinmauer
abgeschlossen und das am Ende stehende Spritzenhaus mit einer
entsprechenden Vorderseite erneuert, so dass das Straßenbild erheblich
verschönert wurde. Zum Gemüsegarten wurde ein Feld genommen, das
zwischen dem Bache und der Eisenbahnlinie Crossen - Eisenberg gelegen
ist. Gleichzeitig wurde im Hofgarten ein neues Wirtschaftsgebäude und
an Stelle des alten Brauhauses ein weiteres Wohnhaus in herrlichem
thüringischen Fachwerk errichtet. Hier zog dann sein Neffe, Rudolf-Kurt
Zersch , mit seiner Frau Gertrud geb. Lüer ein.
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Zeitungsbericht über das Rittergut Hartmannsdorf aus den 1930er Jahren
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Dazu kamen Käufe zur Vergrößerung des Gutes: im April 1934
wurden 7,5 Hektar vom Rittergut Silbitz käuflich erworben sowie die
Wohngrundstücke Sautiert und Voigtsberger die zwischen Rittergut und
Mühle gelegen sind.
Weit wichtiger aber sind die Aufbesserungen, die von Jahr zu Jahr immer
gewaltigere Ausmaße annahmen. Schon 1927 wurde ein Stamm von 36 Stück
Höhenfleckvieh nebst einem Zuchtbullen aus der Schweiz verpflanzt,
während gleichzeitig 10 belgische Zuchtstuten in dem vorbildlich
ausgebauten Pferdestalle eingesetzt wurden. Im Jahre darauf wurde ein
Motorpflug, 1932 ein Lanzstahldreschsatz und 1935 ein Zapfwellenbinder
angeschafft. Auf den Feldern von der Grolle bis zum Galgenberge wurden
Viehweiden angelegt, gleichzeitig 22,2 Hektar am Etzdorfer Berge mit
3000 Kirschbäumen bepflanzt. |
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Außerdem wurden der Kiefernberg und Kluges
Feld mit 11 Hektar Wald aufgeforstet, und eine sachgemäße Hege und
Pflege des Wildes schuf zur Freude der Ortsbewohner rasch einen
ansehnlichen Wildbestand.
Alle diese Verbesserungen bedingten umfangreiche Neubauten von
Wirtschaftsgebäuden: 1928 wurden die Feldscheune, die bisher im
Hofgarten stand, nach dem Felde am Raudabache verlegt auf den Weiden
Melkschuppen gebaut und 1929 der dritte Melkschuppen oberhalb des
kleinen Dorfes errichtet. 1932 begann der Betrieb einer eigenen
Molkerei. Die zunehmende Pferde- und Viehzahl machte den Ausbau des
Schaf- zum Kälberstall und 1934 und 1937 den Neubau von Fohlenschuppen
notwendig.
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