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Ablauf der Feierstunde anläßlich der
Einweihung des Glockenturmes
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Gut ist es gelungen regsamen Händen
dies stattliche Bauwerk zu vollenden:
Fest soll er stehen in Sonne und Sturm
Der Hartmannsdorfer Glockenturm.
Bald tönen über Bergeshänge
Der Glocken feierliche Klänge
Und jede mit metallenem Mund
Tut eine weisen Spruch uns kund.
Wirst du die große Glocke fragen,
Was sie dem Menschenherz will sagen,
So hör, was ihre Inschrift spricht,
Ein prächtig Wort, vergiss es nicht:
"Läute Glocke, läute Frieden
Läute Ruh in jedes Herz.
Endet einst mein Weg hienieden,
Läute Du mir himmelwärts."
So ist es bei uns, so war´s bei den Ahnen,
Daß auf des Lebens wechselnden Bahnen
Ein reines Glück nur dann es gibt,
Wenn jeder seinen nächsten liebt.
Vernehmet denn, was es bedeutet,
Wenn die zweite Glocke im Turme läutet,
Vergesst es nicht in des Tages Getriebe:
"Ich bete an die Macht der Liebe."
Vereint mit Ehrlichkeit und Mut
Ist Treue eines Deutschen hohes Gut.
Die Dritte Glocke will die Treue preisen
Und auf den rechten Weg uns weisen.
Sie spricht zu uns in Glück und Not,
Wenn ihre Klänge in das Weltall schweben:
"Sei getreu bis an den Tod,
So will ich Dir die Krone des Lebens geben."
Wenn auf Kindes Haupt zum Segen
Mutterhände fromm sich legen,
Nacht und Finsternis zerbricht,
Vernehmet über des Turmes Stufen
Der vierten Glocke freudig rufen:
"Ich rufe die Jugend,
Ermahne zur Tugend,
Klinge in Freud und Leid
Läute Freiden in Ewigkeit."
Wir haben der Glocken Lehren vernommen,
Dienten sie allen zu Nutz und Frommen!
So lasst uns zu unseres Dorfes Glück und Gedeihn
Die neuen Glocken festlich weihn!
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Ansprache zur Glockenweihe am Reichserntedankfest, den
4.Oktober 1936
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Lehrer
Bähr aus Hartmannsdorf spricht:
Sehr geehrte Familie Zersch, deutsche Männer und Frauen, deutsche
Jugend!
Es ist recht so, wenn heute zur Weihe dieses Glockenturmes und der
neuen Glocken eine so stattliche Anzahl Einwohner von Hartmannsdorf und
Gäste von Nah und Fern herbeigeeilt sind, um die feierliche Stunde
zu mitzuerleben.
Der Bau eines Glockenturmes und die Beschaffung von Glocken ist
für unser Dorf ein Ereignis von Bedeutung auf Jahunderte hinaus.
Und weil es nach menschlicher Voraussicht einmalig ist, ist es für
alle lebenden des Dorfes um so größer und wertvoller.
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Ein Dorf ohne Glocke ist wie en Mensch ohne Stimme. Niemand wird
dies mehr empfunden haben als der, der nisher in Hartmannsdorf einen
lieben Angehörigen oder Freund auf dem Wege zur letzten Ruhestätte
begleitet hat. Noch schmerzlicher wurde immer der trostlose Gang ohne
Klänge mitklagender Glocken.
Wenn uns die Glocken auch oft an das Sterben gemahnen und uns
immer wieder die Frage vorlegen: "Wer wird der Nächste sein, den wir
heimgeleiten?" und "Bist Du auch jederzeit fertig und bereit zum
Abschiednehmen?", so rufen sie andererseitz doch auch zu frohen Feiern,
zu freudigen Festen, verkünden Glück und bringen Erbauung.
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Ich weiss, dass manche die
Tränen in die Augen treten werden vor
Ergriffenheit und Freude an der Schönheit dieses herrlichen
Geläutes, wenn es zum ersten Male und vielleicht auch
wiederholten
Male an unser Ohr klingen wird.
Diese Bereicherung unseres persönlichen und auch unseres
gesamten Dorflebens danken wir Ihnen, sehr verehrter Herr Rittmeister
Zersch von ganzem Herzen, auch wenn Turm und Glocken in Ihrem Besitz
und Ihr Eigentum bleiben werden. Obwohl Sie mich gebeten haben, keine
Lobpreisung auf Sie und Ihre Tat zu singen, halte ich es für meine
Pflicht - und ich tue dies mit voller Absicht - vor allen Einwohnern
des Dorfes und den Besuchern der Umgebung folgendes als ein Bekenntnis
sichtbarer Tatsachen hier festzustellen:
Was war das Dorfbild vor 10 Jahren? Was ist aus unserem Dorfe
und seiner Umgebung geworden, seitdem Sie, Herr Zersch, wohl mit Hilfe
Ihres Vermögens, aber vielmehr mit schöpferischem Sinn und einem
auserwähltem Gefühl für Schönheit und Wert userem Ort und unserer
Gegend ein neues Antlitz geprägt haben.
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Und die Krönung alles Schönen, was Sie hier geschaffen haben,
ist dieser Turm; er wird nicht nur Wahrzeichen unseres Dorfes werden,
sondern auch ein Schmuckstück und die Zirde dieses Berges sein.
Lagen
bisher die einzelnen Häusergruppen unseres Dorfes wie in alle Winde
verstreute Glieder einer Familie verlassen in der Gegend, so werden sie
heute gleichsam mit diesem Turm verbunden, der sie überragt und betreut
wie ein Vater seine Kinder. Möge damit auch das
Zusammengehörigkeitsgefühl sämtlicher Dorfleute für alle Zukunft
gefördert werden! |
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"Besitz stirbt, Sippen
sterben, Du selbst stirbst wie sie, eines weiß ich, das ewig
lebt, des toten Tatenruhm."
Wenn unsere Generation längst die Augen geschlossen haben wir,
wird dieser Bau noch Zeugnis ablegen von Ihrem Geiste und von Ihrem
Werk, Herr Zersch, und die Glocken Ihrer Familie werden noch dieselben
mahnenden Klänge in unbestrittener Schönheit zu
Menschen und
Fluren senden.
Das überlegt besonders ihr euch, ihr Buben und Mädel
von
Hartmannsdorf, denn ihr seid nach natürlichen Gesetzen
diejenigen,
die am längsten im Genuss dieses Geschenkes bleiben werden.
Betrachtet deshalb dieses Fleckchen eure Heimat hier als heiliges Land
und verunstaltet nie mit frechen Bubenhänden dieses herrliche
Denkmal einer großen Zeit und edler Menschen. Prägt
es euch,
euren Kindern und Kindeskindern ein, was die Stimmen dieser Glocken zu
uns sprechen!
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Unser großer deutscher Tondichter und Meister der Musik, Richard
Wagner, hat ein Bühnenweihfestspiel geschaffen: "Parsival". In diesem
Weihfestspiel verherrlicht er die Liebe der Menschen zu einander und zu
Gott, die Treue in der Beständigkeit der Gesinnung und die Reinheit der
Seele als höchste Tugenden. Parsival, der reine Held der Tat, erreicht
den Gral, das Sinnbild der Erlösung und des Ewigen Lebens, und die
Heilung des sündhaft gewordenen Hüters des Grales im siegreich
bestandenen Kampfe gegen alles Böse und die Finstere des menschlichen
Lebens.
Er wird König des Grals, dessen Ritter eine Gemeinschaft der
Liebe, der Treue und der Tugend bilden und die als mitleidige Starke
den inneren Frieden finden. Bei der Feier des heiligen
Gemeinschaftsmahles dieser Ritter, lässt Wagner Stimmen aus der Höhe
erklingen, diese verkünden: |
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"Nehmet hin meinen Leib,
nehmet hin mein Blut
um unserer Liebe willen."
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Und die Ritter sprechen:
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"Nehmet vom Brot,
wandelt es kühn
in Leibes Kraft und Stärke,
treu bis zum Tod,
fest jedem Müh´n
zu wirken des Heilands Werke."
"Nehmet vom Wein
wandelt ihn neu
zu Lebens feurigem Blute,
froh im Verein,
brudergetreu
zu kämpfen mit seligem Mute."
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In diesem
Weihfestspiel ertönen die Glocken der Gralsburg in denselben
Klängen wie die Glocken dieses Turmes. Unsere Hartmannsdorfer
Glocken rufen das Glockenmotiv aus Parsival in unsere Häuser und
Herzen. Es ist, als hätten aber auch Gedanken aus Richard
Wagners Persival der Familie Zersch bei der Auswahl ihrer
Glockeninschriften Pate gestanden. Denn unseren Turm zieren die Glocke
der Liebe , die Glocke der Treue, die Glocke der tugendhaften Jugend
und die Glocke des ewigen Friedens. Und so deute ich den Sinn des Motives unserer Glocken für die heutige Zeit: |
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Wir
brauchen Menschen der Tat und der Kraft, die in gegenseitiger Liebe und
Mitgefühl für einander eine opferbereite Gemeinschaft der
Treue und der Tugend bilden. Wenn wir solche Menschen sind, dann werden
wir den Frieden der eigenen Seele und eine glückliche Zukunft
unseres Volkes und Reiches erringen.
So läutet denn, ihr Glocken, in allen Zeiten über einem
grossen, freien und geachteten Deutschland, läute Frieden
über unseren herrlichen Tälern und Fluren, und fordert ihr
einmal im Sturme die Männer des deutschen Reiches zu Schutz und
Wehr an unsere Grenzen, dann läutet zum Himmel, dass sie nicht
schwert- und ehrlos in die Heimat zurückkehren, läute zum
Segen und zur Freude unserem Dorfe und der Familie Zersch, - Generation
für Generationen.
Und so grüsse ich die
neugeweihten Glocken mit den Worten Schillers:
"Freude diesem Ort bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute."
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