Glockenturm - Film zur Grundsteinlegung, Bau und Einweihung






Am Anfang des Filmes ist auf der linken Seite der Bauherr, Ernst Rudolf Bernhard Zersch, zu sehen. Er kommt dann nochmals bei der Schlüsselübergabe und auf der Brücke vor dem Herrenhaus im Gut in das Bild.

Nach dem Anfang kommt sein Bruder Dr. jur. Wilhelm (Willy) Karl Erich Zersch. Es ist der Herr mit Brille und Krawatte.







Später ist auf dem Baugerüst ein jüngerer, etwas korpulenter Mann zu sehen, der sich mit einem Arbeiter unterhält. Dieser junge Mann ist Rudolf Kurt Theodor Johannes Zersch. Er hat auch 1936 den 8 mm s/w Film gedreht, welcher zur damaligen Zeit natürlich noch keinen Ton besaß.

Bei der Einweihung wird u.a. eine Gruppe von Damen mit Hüten und Kragenpelzen gezeigt und dort ist auch ein blondes Mädchen (damals 16 Jahre alt). Dies ist die einzige Tochter von Dr. jur. Willy Zersch, Ingeborg Zersch.

Am Anfang des Filmes und in der 35.Sec. ist Lehrer Bähr, der hochgewachsene Redner ohne Haare, am Pult zu sehen.

Für das Anzeigen des Filmes ist ein Flashplayer nötig. Dieses kostenfreie Programm ist aber in den meisten Fällen auf ihrem PC installiert.





Chronik

Glockenturm

Mühle
Rittergut & Schloss
Rittmeister Zersch
Schule

historische Fotos









Ablauf der Feierstunde anläßlich der Einweihung des Glockenturmes






Gut ist es gelungen regsamen Händen
dies stattliche Bauwerk zu vollenden:
Fest soll er stehen in Sonne und Sturm
Der Hartmannsdorfer Glockenturm.

Bald tönen über Bergeshänge
Der Glocken feierliche Klänge
Und jede mit metallenem Mund
Tut eine weisen Spruch uns kund.

Wirst du die große Glocke fragen,
Was sie dem Menschenherz will sagen,
So hör, was ihre Inschrift spricht,
Ein prächtig Wort, vergiss es nicht:

"Läute Glocke, läute Frieden
Läute Ruh in jedes Herz.
Endet einst mein Weg hienieden,
Läute Du mir himmelwärts."

So ist es bei uns, so war´s bei den Ahnen,
Daß auf des Lebens wechselnden Bahnen
Ein reines Glück nur dann es gibt,
Wenn jeder seinen nächsten liebt.

Vernehmet denn, was es bedeutet,
Wenn die zweite Glocke im Turme läutet,
Vergesst es nicht in des Tages Getriebe:
"Ich bete an die Macht der Liebe."

Vereint mit Ehrlichkeit und Mut
Ist Treue eines Deutschen hohes Gut.
Die Dritte Glocke will die Treue preisen
Und auf den rechten Weg uns weisen.

Sie spricht zu uns in Glück und Not,
Wenn ihre Klänge in das Weltall schweben:
"Sei getreu bis an den Tod,
So will ich Dir die Krone des Lebens geben."

Wenn auf Kindes Haupt zum Segen
Mutterhände fromm sich legen,
Nacht und Finsternis zerbricht,
Vernehmet über des Turmes Stufen
Der vierten Glocke freudig rufen:

"Ich rufe die Jugend,
Ermahne zur Tugend,
Klinge in Freud und Leid
Läute Freiden in Ewigkeit."

Wir haben der Glocken Lehren vernommen,
Dienten sie allen zu Nutz und Frommen!
So lasst uns zu unseres Dorfes Glück und Gedeihn
Die neuen Glocken festlich weihn!






Ansprache zur Glockenweihe am Reichserntedankfest, den 4.Oktober 1936






Lehrer Bähr aus Hartmannsdorf spricht:


Sehr geehrte Familie Zersch, deutsche Männer und Frauen, deutsche Jugend!

Es ist recht so, wenn heute zur Weihe dieses Glockenturmes und der neuen Glocken eine so stattliche Anzahl Einwohner von Hartmannsdorf und Gäste von Nah und Fern herbeigeeilt sind, um die feierliche Stunde zu mitzuerleben.

Der Bau eines Glockenturmes und die Beschaffung von Glocken ist für unser Dorf ein Ereignis von Bedeutung auf Jahunderte hinaus. Und weil es nach menschlicher Voraussicht einmalig ist, ist es für alle lebenden des Dorfes um so größer und wertvoller.





Ein Dorf ohne Glocke ist wie en Mensch ohne Stimme. Niemand wird dies mehr empfunden haben als der, der nisher in Hartmannsdorf einen lieben Angehörigen oder Freund auf dem Wege zur letzten Ruhestätte begleitet hat. Noch schmerzlicher wurde immer der trostlose Gang ohne Klänge mitklagender Glocken.

Wenn uns die Glocken auch oft an das Sterben gemahnen und uns immer wieder die Frage vorlegen: "Wer wird der Nächste sein, den wir heimgeleiten?" und "Bist Du auch jederzeit fertig und bereit zum Abschiednehmen?", so rufen sie andererseitz doch auch zu frohen Feiern, zu freudigen Festen, verkünden Glück und bringen Erbauung.





Ich weiss, dass manche die Tränen in die Augen treten werden vor Ergriffenheit und Freude an der Schönheit dieses herrlichen Geläutes, wenn es zum ersten Male und vielleicht auch wiederholten Male an unser Ohr klingen wird.

Diese Bereicherung unseres persönlichen und auch unseres gesamten Dorflebens danken wir Ihnen, sehr verehrter Herr Rittmeister Zersch von ganzem Herzen, auch wenn Turm und Glocken in Ihrem Besitz und Ihr Eigentum bleiben werden. Obwohl Sie mich gebeten haben, keine Lobpreisung auf Sie und Ihre Tat zu singen, halte ich es für meine Pflicht - und ich tue dies mit voller Absicht - vor allen Einwohnern des Dorfes und den Besuchern der Umgebung folgendes als ein Bekenntnis sichtbarer Tatsachen hier festzustellen:

Was war das Dorfbild vor 10 Jahren? Was ist aus unserem Dorfe und seiner Umgebung geworden, seitdem Sie, Herr Zersch, wohl mit Hilfe Ihres Vermögens, aber vielmehr mit schöpferischem Sinn und einem auserwähltem Gefühl für Schönheit und Wert userem Ort und unserer Gegend ein neues Antlitz geprägt haben.






Und die Krönung alles Schönen, was Sie hier geschaffen haben, ist dieser Turm; er wird nicht nur Wahrzeichen unseres Dorfes werden, sondern auch ein Schmuckstück und die Zirde dieses Berges sein.

Lagen bisher die einzelnen Häusergruppen unseres Dorfes wie in alle Winde verstreute Glieder einer Familie verlassen in der Gegend, so werden sie heute gleichsam mit diesem Turm verbunden, der sie überragt und betreut wie ein Vater seine Kinder. Möge damit auch das Zusammengehörigkeitsgefühl sämtlicher Dorfleute für alle Zukunft gefördert werden!






"Besitz stirbt, Sippen sterben, Du selbst stirbst wie sie, eines weiß ich, das ewig lebt, des toten Tatenruhm."

Wenn unsere Generation längst die Augen geschlossen haben wir, wird dieser Bau noch Zeugnis ablegen von Ihrem Geiste und von Ihrem Werk, Herr Zersch, und die Glocken Ihrer Familie werden noch dieselben mahnenden Klänge in unbestrittener Schönheit zu Menschen und Fluren senden.


Das überlegt besonders ihr euch, ihr Buben und Mädel von Hartmannsdorf, denn ihr seid nach natürlichen Gesetzen diejenigen, die am längsten im Genuss dieses Geschenkes bleiben werden. Betrachtet deshalb dieses Fleckchen eure Heimat hier als heiliges Land und verunstaltet nie mit frechen Bubenhänden dieses herrliche Denkmal einer großen Zeit und edler Menschen. Prägt es euch, euren Kindern und Kindeskindern ein, was die Stimmen dieser Glocken zu uns sprechen!





Unser großer deutscher Tondichter und Meister der Musik, Richard Wagner, hat ein Bühnenweihfestspiel geschaffen: "Parsival". In diesem Weihfestspiel verherrlicht er die Liebe der Menschen zu einander und zu Gott, die Treue in der Beständigkeit der Gesinnung und die Reinheit der Seele als höchste Tugenden. Parsival, der reine Held der Tat, erreicht den Gral, das Sinnbild der Erlösung und des Ewigen Lebens, und die Heilung des sündhaft gewordenen Hüters des Grales im siegreich bestandenen Kampfe gegen alles Böse und die Finstere des menschlichen Lebens.

Er wird König des Grals, dessen Ritter eine Gemeinschaft der Liebe, der Treue und der Tugend bilden und die als mitleidige Starke den inneren Frieden finden. Bei der Feier des heiligen Gemeinschaftsmahles dieser Ritter, lässt Wagner Stimmen aus der Höhe erklingen, diese verkünden:





"Nehmet hin meinen Leib,
nehmet hin mein Blut
um unserer Liebe willen."

Und die Ritter sprechen:

"Nehmet vom Brot,
wandelt es kühn
in Leibes Kraft und Stärke,
treu bis zum Tod,
fest jedem Müh´n
zu wirken des Heilands Werke."

"Nehmet vom Wein
wandelt ihn neu
zu Lebens feurigem Blute,
froh im Verein,
brudergetreu
zu kämpfen mit seligem Mute."






In diesem Weihfestspiel ertönen die Glocken der Gralsburg in denselben Klängen wie die Glocken dieses Turmes. Unsere Hartmannsdorfer Glocken rufen das Glockenmotiv aus Parsival in unsere Häuser und Herzen.  Es ist, als hätten aber auch Gedanken aus Richard Wagners Persival der Familie Zersch bei der Auswahl ihrer Glockeninschriften Pate gestanden. Denn unseren Turm zieren die Glocke der Liebe , die Glocke der Treue, die Glocke der tugendhaften Jugend und die Glocke des ewigen Friedens.  Und so deute ich den Sinn des Motives unserer Glocken für die heutige Zeit:





Wir brauchen Menschen der Tat und der Kraft, die in gegenseitiger Liebe und Mitgefühl für einander eine opferbereite Gemeinschaft der Treue und der Tugend bilden. Wenn wir solche Menschen sind, dann werden wir den Frieden der eigenen Seele und eine glückliche Zukunft unseres Volkes und Reiches erringen.

So läutet denn, ihr Glocken, in allen Zeiten über einem grossen, freien und geachteten Deutschland, läute Frieden über unseren herrlichen Tälern und Fluren, und fordert ihr einmal im Sturme die Männer des deutschen Reiches zu Schutz und Wehr an unsere Grenzen, dann läutet zum Himmel, dass sie nicht schwert- und ehrlos in die Heimat zurückkehren, läute zum Segen und zur Freude unserem Dorfe und der Familie Zersch, - Generation für Generationen.


Und so grüsse ich die neugeweihten Glocken mit den Worten Schillers:

"Freude diesem Ort bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute."












Hartmannsdorfer Glockenturm Heute






Der Glockenturm besitzt nur noch die große Glocke. Die beiden kleinen wurden im II. Weltkrieg für die Rüstung beschlagnahmt. Die Klöppel wurden versteckt und können im Turm besichtigt werden.

In den Räumen des Glockenturms wurde vom Heimatverein eine umfangreiche und interessante Ausstellung zur Geschichte von Hartmannsdorf angelegt, welche zum Tag des Denkmals im Jahr 2012 im Beisen der Nachkommen von Ernst Rudolf Bernhard Zersch eingeweiht wurde.

Nach Voranmeldung kann der Glockenturm und die Ausstellung besichtigt werden.

Terminvereinbarung für Führungen bitte telefonisch unter  036693-22563 oder 036693-22315.